Der Todestag von Friedensreich Hundertwasser

Für die Eiligen und diejenigen, die sich gerne Sachverhalte anhören, fasst die folgende Sendung die wesentlichsten Stationen aus dem Leben Hundertwassers zusammen.

Stowasser wird zu Hundertwasser

Friedensreich Hundertwasser wird am 15. Dezember 1928 in Wien als Friedrich Stowasser geboren. Nach dem Anschluss und der damit zusammenhängenden Zwangsübersiedlung, zieht er 1938 in die Obere Donaustraße zu seiner Tante und Großmutter.

Seine vorstudentische Schullaufbahn schließt er 1948 mit der Matura ab und verbringt daraufhin drei Monate an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Ein Jahr später findet er heraus, dass das „sto“ in seinem Familiennamen in den slawischen Sprachen „hundert“ bedeutet, woraus er seinen Künstlernamen Hundertwasser ableitet.

Hundertwasser als Maler und Schriftsteller

Test

Der Stil von Hunderwasser ist unverkennbar.

1949 beginnt Hundertwasser mit ausgedehnten Reisen und entwickelt seinen eigenen Stil. In Florenz trifft er auf den französischen Maler René Brô, mit dem er nach Paris zieht.

1951 wird er Mitglied des Art Club Wien, wo 1952 auch seine Debüt-Ausstellung stattfindet. Im darauffolgenden Jahr malt er seine erste Spirale, die später zu seinem Markenzeichen werden sollte.

1954 folgt die nächste Ausstellung in Paris bei Paul Facchetti. Im selben Jahr entwickelt er die Theorie des Transautomatismus, in der er die Überwindung des tachistischen und informellen Automatismus und den Aufbruch in die „wahre Schöpfung“ postuliert. Ebenso beginnt er seine Bilder zu nummerieren.

1955 stellt Hundertwasser bei Carlo Cardazzo in der mailändischen Galleria del Naviglio aus und veröffentlicht im Jahr darauf den Text „La visibilité de la création transautomatique“ in „Cimaises“ und „Phases“ in Paris. Er setzt seine literarische Arbeit mit der „Grammatik des Sehens“ fort, die 1957 veröffentlicht wird.

Sein „Verschimmelungsmanifest“, welches sich gegen den Rationalismus in der Architektur richtet, verliest er anlässlich eines Kongresses im Kloster Seckau. 1959 erscheint das mittlerweile berühmt gewordene Werk.

Hundertwasser als Dozent

Zusammen mit Ernst Fuchs und Arnulf Rainer gründet Hundertwasser 1959 das „Pintorarium“ – eine universelle Akademie aller kreativen Richtungen und ist als Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg tätig.

1961 besucht er Japan und feiert mit seiner Ausstellung in der Tokyo Gallery einen großen Erfolg. In Japan lernt er auch Yuko Ikewada kennen und lieben. Nach der Heirat 1962 zieht das Paar nach Venedig, wo Hundertwasser in einem Studio auf der Giudecca malt und später ebenso mit seiner Retrospektive bei der Biennale in Venedig einen weiteren Riesenerfolg verbucht.

Nach vier Jahren Ehe folgt die Scheidung, die zum Thema des ersten Dokumentarfilms über Hundertwasser „Unglückliche Liebe“ des österreichischen Filmemachers Ferry Radax wird.

Nacktreden und Aktivismus

Im darauffolgenden Jahr betätigt sich Hundertwasser als Aktivist und hält unter anderem eine Nacktrede in München für das „Anrecht auf die Dritte Haut“. In den nächsten fünf Jahren widmet er sich dem Umbau des Schiffes „San Giuseppe T“ zur „Regentag“ in Venedig, mit welchem er Jahre später den Atlantik überqueren und über die Karibik und den Panama-Kanal in den Pazifik segeln wird.

1968 hält Hundertwasser wieder eine Nacktrede und liest das „Architektur-Boykott-Manifest Los von Loos“ in Wien vor.

Hundertwassers Ausstellungen boomen

Auch die Amerikaner beginnen sich vermehrt für seine Werke zu interessieren, was einige Museumsausstellungen in den USA nach sich zieht.

Doch Hundertwasser fühlt sich vom Maritimen angezogen und beginnt alsbald 1971 auf seinem Schiff „Regentag“ in der Lagune von Venedig zu leben und zu arbeiten. Außerdem kollaboriert er auch mit dem deutschen Filmregisseur und -produzenten Peter Schamoni an dem Film „Hundertwasser-Regentag“ zusammen, welcher schließlich 1972 erscheint.

Mit dem Portfolio „Nana Hyaku Mizu“, das aus japanischen Holzschnitten besteht und auf Hundertwassers Werken basiert, wird Hundertwasser 1973 zum ersten europäischen Maler, der von japanischen Meistern reinterpretiert wurde. Im selben Jahr findet ebenso eine Wanderausstellung in Neuseeland statt.

 

1975 folgen weitere Ausstellungen im Haus der Kunst in München wie auch zwei extensive Wanderexpositionen: eine startet im Museé d’art moderne de la Ville de Paris und wird bis 1983 in 27 Ländern und 43 Museen gezeigt; die andere thematisiert sein gesamtes grafisches Oevre und wird bis 1992 in 80 Museen und Galerien in 15 Ländern ausgestellt. Damit ist Hundertwassers kreatives Schaffen noch lange nicht ausgeschöpft. Zusätzlich entwirft er eine Briefmarke für Österreich – den „Spiralbaum“ – und leitet damit die Serie „Moderne Kunst in Österreich“ ein.

Briefmarken, Fahnen und inbrünstige Reden

Bis einschließlich 1979 entwirft Hundertwasser in Venedig die „Friedensfahne für das Heilige Land“ mit arabischem Halbmond und blauem Davidstern auf weißem Untergrund und veröffentlicht das „Friedensmanifest“. Ferner designt er drei Briefmarken für den Senegal und verliest in Pfäffikon am Züricher See das Manifest „Scheißkultur – Die heilige Scheiße“. Danach beginnt in New York eine weitere Wanderausstellung unter dem Titel „Hundertwasser is Painting“ mit 40 neuen Werken, die ebenfalls in Tokio, Hamburg, Oslo und Wien zu sehen ist.

Das Multitalent Hundertwasser spricht 1980 im US-Senat, in der Corcoran Gallery sowie Philipps Collection in Washington, in Berlin als auch den Technischen Universitäten in Wien und Oslo über Ökologie, kernkraftfreie Energie sowie natur- und menschengerechtere Architektur. Im Jahr darauf wird er an die Akademie der Bildenden Künste in Wien berufen, wo er die „Richtlinien für die Meisterschule Hundertwasser“ verfasst.

1982 und 1983 entwirft er eine Briefmarke für die Kapverdischen Inseln sowie sechs Briefmarken für die Vereinten Nationen und setzt auch seine Tätigkeit als Aktivist weiterhin fort.

Das Hundertwasser-Haus entsteht

Das legendäre Hundertwasser-Haus in Wien.

Gemeinsam mit den Architekten Josef Krawina und Peter Pelikan beginnt Hundertwasser 1985 die Arbeit am Hundertwasser-Haus in Wien. Dieses wird zur Verkörperung seiner architektonischen Philosophie:

Ohne menschengerechte Umwelt und ohne Frieden mit der Natur ist ein menschenwürdiges Dasein unmöglich. Dieses Haus soll den ersten Ansatz eines Gespräches mit der Natur darstellen. Wobei wir und die Natur gleichberechtigte Partner sind und nicht einer den anderen unterdrücken darf.

Alle Fenster verschieden groß, nicht in einer Fluchtlinie und nicht in einer Ebene liegend, an verschiedenen, harmonischen organischen Stellen angebracht. Die Stockwerke verschieden hoch, die unteren höher, die oberen niedriger. Einige Balkone verschiedener Art und Größe ornamental und organisch angebracht.

Die Außenwand nicht perfekt glatt und flach wie Pressplatten, sondern natürlich, fast unmerklich buckelig, mit der Hand verschmiert oder aber mit Mosaik und Ornamenten durchzogen. Die Stufen verschieden hoch, verschieden breit und in verschiedenen Materialien. Wilder Wein, Efeu, Veitschi und Bäume müssen von Anbeginn an im Bauplan verankert sein. Die Bäume müssen noch vor der oder zur Grundsteinlegung gepflanzt werden.

Alle Aussagen sind Auszüge aus einer in Wien stattgefunden Pressekonferenz zum Thema Hundertwasser-Haus.

Hundertwassers Kreativität versiegt nie

1986 gestaltet Hundertwasser die Brockhaus-Enzyklopädie und macht sich 1987 an die Neugestaltung der St. Barbara-Kirche in Bärnbach, Steiermark.

1990 realisiert er unterschiedliche Architektur-Projekte in Österreich, Deutschland und Kalifornien, unter anderem das Wiener Kunsthaus oder das Einkaufszentrum Village.

1991 folgen weitere architektonische Arbeiten in Deutschland und Österreich, darunter das Thermendorf Blumau in der Steiermark, welchem Hundertwassers Idee vom „Hügelwiesenland – Rolling Hills“ zugrunde liegt. Bis einschließlich 1994 ist er ebenfalls als Architekt in Tokio tätig und setzt sich zudem gegen den Beitritt Österreichs in die Europäische Union ein.

1995 gestaltet er die Hundertwasser-Bibel und stellt im darauffolgenden Jahr im Städtischen Museum Braunschweig aus.

Bis 1999 ist Hundertwasser hauptsächlich mit Architekturprojekten in Deutschland, Japan und der Schweiz beschäftigt. Es zieht ihn nach Neuseeland, wo er arbeitet und sein Schiff Regentag erneuert.

2000 verfasst er Kommentare zu seinen Werken für den Oevre-Katalog und arbeitet an Architekturprojekten für Teneriffa und Dillingen/Saar in Deutschland. Am 19. Februar stirbt Hundertwasser im Pazifischen Ozean, an Bord der Queen Elizabeth 2. Er wird auf seinem Grundstück, im Garten der glücklichen Toten, in Harmonie mit der Natur, die ihm sein Leben lang ein großes Anliegen war, unter einem Tulpenbaum bestattet.