Louis Ferdinand – Prinz, Komponist, Lebemann und Kriegsheld

Namensform und Herkunft

Louis Ferdinand von Preußen. Gemälde von Jean-Laurent Mosnier (1799) (via Wikimedia Commons)

Friedrich Louis Christian wird am 18. November 1772 als der dritte Sohn des Prinzen Ferdinand von Preußen und seiner Gattin Prinzessin Anna Elisabeth Luise von Brandenburg-Schwedt in Friedrichsfeld geboren. Sein Onkel ist niemand geringerer als König Friedrich der Große. Sein Taufname wird schon bald auf Louis gekürzt. Um ihn jedoch von dem ein Jahr jüngeren, gleichnamigen Neffen 2. Grades, dem Prinzen Friedrich Ludwig Karl von Preußen, unterscheiden zu können, bekommt er zusätzlich den Beinamen Ferdinand (nach seinem Vater).

Ob sein Vater tatsächlich Prinz Ferdinand von Preußen ist, ist Quellen und Berichten zufolge ungewiss. Tradiert sind als mögliche Kandidaten der Hofmeister seiner Mutter, Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau oder Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel. Diese Annahme wurde allerdings nie bewiesen und gilt unter Historikern eher als „Klatsch“.

Früh übt sich: Louis Ferdinands Militärkarriere

Bereits als 17-Jähriger schlägt Louis Ferdinand eine militärische Karriere in der Preußischen Armee ein. 1789 wird er zum Kapitän des Regiments Möllendorff ernannt, ein Jahr später zum Oberstleutnant des Infanterieregiments Jung-Schwerin und steht damit im Dienst von König Friedrich Wilhelm II.

Nach seiner Rückkehr nach Berlin, wird er 1791 zum Oberst befördert und nimmt im Rahmen dieser Funktion im darauffolgenden Jahr am Feldzug gegen Frankreich teil. Bei der Belagerung von Mainz im Jahre 1793 tut er sich als hervorragender Oberkommandeur der Truppen hervor, wird aber auch bei der Erstürmung verwundet. Seine Tapferkeit belohnt König Friedrich Wilhelm II mit der Ernennung zum Generalmajor. In einem Brief beglückwünscht der König seine Eltern mit folgenden Worten:

Der Prinz ist ausnehmend brav und ein wirklich geschickter Offizier. […] Er hat sich viel Ruhm erworben und wenn er so fortfährt, wird er einst gewiß ein großer General werden.

Tapfer, freigiebig und temperamentvoll

1795 übernimmt Louis Ferdinand die Stellung des Chefs des Infanterieregiments „von Baden“. Ein Jahr darauf avanciert er zum Brigadier im Korps des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, welches zur Verteidigung der Demarkationslinie in Westfalen bestimmt ist. Bei seinen Truppen außerordentlich beliebt, wird sein Verhalten von einigen scharf kritisiert. Er eckt mit seiner „Tapferkeit bis zur Tollkühnheit“ an und ist „freigiebig bis zur Verschwendung“. Auch sein stürmisches Temperament kommt bei manchen nicht allzu gut an. Zudem weigert er sich öfter den strengen Anforderungen staatlicher und militärischer Autoritäten zu folgen. Nach einer diesbezüglichen Vermahnung verlässt er das Heer und kehrt erneut nach Berlin zurück.

1805 gehört er zum Kreis der Personen um den Freiherrn von Stein, General von Rüchel und Königin Luise, welcher sich für den Widerstand gegen Napoleon ausspricht. Gemeinsam wollen sie den König von diesem Vorhaben überzeugen, was ihnen letztendlich auch gelingt: Der König befiehlt die Mobilmachung.

Louis Ferdinand entdeckt seine Vorliebe für Musik

Trotz alledem wird Louis Ferdinand anlässlich der Revue bei Petershagen 1799 zum Generalleutnant befördert. 1802 übernimmt er von seinem verstorbenen Onkel Heinrich von Preußen die Propstelle im Magdeburger Dom. Doch, wo immer er auch weilt, er sucht stets nach geistiger Anregung und Erholung. Louis Ferdinand begeistert sich sowohl für militärische Studien, Politik als auch historische und philosophische Werke. Ebenso entdeckt er eine besondere Vorliebe für Musik und gilt in diesem Bereich auch als begabt.

Seine Begabung geht weit über das übliche Beherrschen eines Instruments hinaus. Louis Ferdinand ist nicht nur Pianist, sondern komponiert auch. Wie er zu diesem Können gelangte, ist unbekannt. In dieser Zeit leitet sein Vater auch eine kleine Hofkapelle. Womöglich bekommt Louis Ferdinand Anregungen und Unterrichtseinheiten von den Mitgliedern dieser Kapelle. Auch seine Tante, Prinzessin Anna Amalie von Preußen, die vom Bachschüler Johann Philipp Kirnberger unterrichtet worden war, ist ausgebildete Musikerin und Komponistin. Der herzliche Kontakt, den Louis mit ihr hat sowie eine Komposition Anna Amalies, welche Louis Ferdinand gewidmet ist, legen nahe, dass sie ihm die Ästhetik und Kompositionstechniken Johann Sebastian Bachs vermittelte. Es gibt ebenfalls aussagekräftige Dokumente, die besagen, dass auch die Komponisten und Pianisten Ludwig van Beethoven wie auch Johann Ladislaus Dussek Einfluss auf die Kompositionsästhetik Louis Ferdinands hatten. Als typische Charakteristika seiner Werke gelten virtuose Brillanz und der gekonnte Einsatz des Generalbasses. Nachfolgend ist eines seiner Werke, „Andante mit Variationen B-Dur für Pianoforte, Violine, Viola und Violoncell, op. 4“ von 1806 zu hören:

Louis Ferdinands Heldentod

Bereits ein Jahr später fällt Louis Ferdinand als Kommandeur einer preußischen Vorhut am 10. Oktober im Gefecht bei Saalfeld. Bei Wölsdorf nordwestlich von Saalfeld wird er vom französischen maréchal des logis Jean-Baptiste Guindey vom 10. Husarenregiment getötet. Letzterer wird für diese Tat mit dem Kreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet, dennoch verweigert ihm Napoleon eine Beförderung mit der Bemerkung, dass ein gefangener Prinz besser gewesen wäre. Später wird Guindey doch noch zum Oberleutnant und stellvertretenden Regimentsadjutanten befördert.

Prinz Louis Ferdinand stirbt durch die Hand des Franzosen Jean-Baptiste Guindey (© Richard Knötel, via Wikimedia Commons)

Bis heute sind sich Historiker uneinig darüber, ob Guindey im Alleingang den Prinzen bezwang oder, ob ihm seine Kameraden dabei assistierten. Zwar vertritt Richard Knötel in Heldentod des Prinzen Louis Ferdinand bei Saalfeld die zweitere Version, doch Guindeys Bericht zufolge, stirbt Louis Ferdinand durch einen „ehrlichen Stoß“ in einem Zweikampf.

Auch die Obduktion der Leiche wirft weitere Fragen auf: Warum wurde der Prinz mit einer geraden Klinge getötet, wie sie bei Pallasch oder Degen üblich ist, wo doch die Husaren überwiegend mit Säbeln ausgerüstet waren? War Guindey vielleicht nur Zeuge des Degenstoßes geworden und hatte dies einfach als Möglichkeit zur Aufwertung seines Verhaltens genutzt? Wurde der Stoß mit der geraden Klinge vielleicht post mortem von „übermütigen“ französischen Plünderern beigebracht?

Guindeys Aussage nach, hat er die Papiere des toten Prinzen an sich genommen, um sie seinen Vorgesetzten zu überbringen. Die Leiche sowie deren materielle Habe überlässt er französischen Plünderern. So bleibt die Version, Louis sei von mehreren feindlichen Reitern niedergemacht worden, bloße Spekulation. Wäre dies der Fall gewesen, hätten wohl auch Guindeys Kameraden auf eine Belohnung gedrängt. Dies ist aber nie geschehen.

Louis Ferdinand wird nach seinem Tod zunächst in der Fürstengruft der Johanneskirche in Saalfeld beigesetzt. Fünf Jahre später, 1811, wird sein Leichnam schließlich in den Berliner Dom überführt.