Philosophie allgemein

Was ist Philosophie?

Es gibt keine allgemeingültige Definition für „Philosophie“, denn jeder Philosophierende entwickelt seine eigene Sichtweise der Dinge. In diesem Sinne formulierte Carl Friedrich von Weizsäcker einst:

Philosophie ist die Wissenschaft, über die man nicht reden kann, ohne sie selbst zu betreiben.

Darüber hinaus hat der Begriff auch andere weichere Konnotationen und kann unter anderem als Synonym für Weltanschauung, Unternehmenskultur etc. verwendet werden.

Prinzipiell kann Philosophie als Grundlagenwissenschaft verstanden werden, da sie durch das In-Frage-Stellen sowie philosophische Nachdenken die Einzelwissenschaften in ihrer Entwicklung fördert. Über das ureigene Feld hinaus trägt sie also zur Hypothesenbildung bei.

Antike Philosophie

Büste von Pythagoras

Pythagoras von Samos gilt als philosophischer Pionier (© Galilea, via Wikimedia Commons)

Die Geschichte westlicher Philosophie nahm im antiken Griechenland ihren Anfang, in einem geistigen Klima kulturellen Fortschritts und intensiven Kontakts zu benachbarten Kulturen. Viele fanden das traditionelle, vom Mythos geprägte Weltbild längst antiquiert und überholungswürdig. So stellten also Vorsokratiker naturphilosophische Fragen nach den Prinzipien der Welt und waren bestrebt alle Dinge auf einen „Urstoff“ zurückzuführen. Dieser war zum Beispiel laut Thales von Milet das Wasser, Pythagoras zufolge die Zahl und Heraklit sah den Logos als die Grundlage der Wirklichkeit an.

Mitte des 5. Jahrhunderts stellten die Sophisten den Menschen in das Zentrum philosophischer Betrachtung. Sie beschäftigten sich beispielsweise mit der Frage, ob Werte und Normen von Menschen festgelegt oder naturgegeben sind.

Zu einer Schlüsselfigur europäischer Philosophie wurde allerdings der Athener Sokrates, der mit seiner Methode der Mäeutik auf Denkwidersprüche hinwies, indem er scheinbar naive und dennoch zielgerichtete Fragen stellte. Es ist seinem Schüler Platon zu verdanken, dass diese der Nachwelt erhalten blieb. Letzterer war außerdem der Urheber der Ideenlehre, welche die dinglichen Objekte der Ebene der Ideen gegenüberstellt.

Philosophie im Mittelalter

Thomas von Aquin

Thomas von Aquin (ca. 1475) (Gemälde von Joos van Wassenhove, via Wikimedia Commons)

Auch wenn sich die Philosophie des Mittelalters allmählich von der Theologie absonderte, so war sie dennoch durch religiöse Lehren, Lebensformen sowie Institutionen geprägt. In diesen kontextuellen Ansatz fällt zum Beispiel Augustinus von Hippo, für den die Weltgeschichte ein unablässiger Kampf zwischen Gut und Böse war. Anselm von Canterbury versuchte sich hingegen an der Formulierung eines rein philosophischen Gottesbeweises.

Erst mit der Verbreitung von übersetzten Werken arabischsprachiger Philosophen kam es im späten 11. Jahrhundert zu einer entscheidenden Wende in der westlichen Philosophie. Vor allem aber etablierte sich das Gedankengut des Aristoteles bzw. der Aristotelismus, zu dessen Verbreitung unter anderem Thomas von Aquin beitrug. Thomas begründete zusätzlich den Thomismus, welcher ein Versuch war, die aristotelische Philosophie mit den Lehren der katholischen Kirche zu vereinen.

Weitere wichtige Philosophen dieser Zeit waren beispielsweise Roger Bacon, der die Abkehr von Autoritätsgläubigkeit und Spekulation forderte, oder Meister Eckhart, der bedeutendste Vertreter christlicher Mystik des Mittelalters, welcher die Bedeutsamkeit der praktischen Umsetzung philosophischer Einsichten im Alltag betonte.

 

Philosophie der Neuzeit

Immanuel Kant – der moderne Philosoph

Der Beginn der Neuzeit wird vom Humanismus und der Renaissance markiert. Besonders die politische Philosophie erfuhr in dieser Zeit große Veränderungen: Niccolò Machiavellis These, die politische Herrschaft sei nicht von der Moral sondern vom Nützlichkeitsaspekt motiviert, erregt auch heute noch einige Gemüter.

Ebenso charakteristisch für die Philosophie der Neuzeit im 17. und 18. Jahrhundert war der Einfluss des naturwissenschaftlichen Weltbilds, der Mathematikmethoden sowie des Glaubens an die Vernunft. Der Rationalismus mit seinen „vernünftigen Schlussfolgerungen“, René Descartes‘ berühmte Aussage „Ich denke, also bin ich“ oder der Anspruch des Empirismus auf greifbare Nachweisbarkeit von Hypothesen – unter anderem vertreten durch Thomas Hobbes, John Locke und David Hume – prägten das damalige Weltbild.

Einen zu dieser Zeit revolutionären Ansatz präsentierte Immanuel Kant mit der Erkenntniskritik. Diese postuliert, dass nie die Dinge selbst wahrgenommen werden können, sondern nur ihre Erscheinungen. Letztere wiederum werden vom Verstand und den Sinnen vorgeformt, womit jede Erkenntnis stets vom erkennenden Subjekt abhängig ist – eine Einstellung, die bereits ein wichtiges Grundprinzip der Quantenphysik vorwegnimmt.

19. Jahrhundert

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war ein Teil der Philosophie von dem Bestreben geprägt, die Einsichten Kants zu „vollenden“ bzw. auf ein noch höheres Level zu bringen. Daneben schlugen prominente Denker wie Arthur Schopenhauer, Sören Kierkegaard sowie Friedrich Nietzsche gänzlich neue Wege ein, welche beispielsweise die Übermacht des Willens gegenüber der Vernunft, einen radikalen Individualismus oder Ideen des Nihilismus thematisierten.

20. Jahrhundert

Die Denkanstöße des österreichisch-israelischen Religionsphilosophen Martin Buber müssen an dieser Stelle unbedingt erwähnt werden. Er war eine der prägendsten Gestalten des deutschen Geisteslebens und ging mit seiner Philosophie des Gesprächs als „Meister des Dialogs“ in die Geschichte ein. Das nachfolgende Video fasst in einem sechsminütigen Beitrag das Wirken und die Lehren von Martin Buber auf gelungene Weise zusammen: