Das Mediciprojekt – Wissenschaftler untersuchen die berühmteste Familie

Manche Rätsel der Geschichte scheinen für immer ungelöst zu sein. Jedoch ermöglichen modernste Untersuchungsmethoden Einblicke in die Vergangenheit! Wie haben die Menschen der Renaissance gelebt? Unter welchen Krankheiten litten sie? Oder wie ernährten sie sich? Und letztendlich – woran starben sie? Wissenschaftler versuchen, diese Rätsel zu lösen. In der Familiengruft, der Capella de Medici, haben die Wissenschaftler die Möglichkeit zu überprüfen, wie es wirklich war. So versuchen sie, die Knochen der berühmtesten und reichsten Familie Italiens zu bergen. Auf diese Weise erforschen sie die mysteriösen Umstände, unter denen einige der Familienangehörigen umkamen.

Die Kulturlandschaft Toskana und die Stadt Florenz, Symbol der glanzvollen vergangenen Zeit und Inbegriff der Renaissance. Diese Stadt beheimatet unzählige Kunstschätze, geprägt vom Leben und Wirken einer einzigen Familie – den Medici. Die außergewöhnlichste und berühmteste Familie Italiens, unauflöslich mit Florenz verbunden. Denn in dieser Stadt haben sie über 300 Jahre lang geherrscht.

Doch entspricht das Bild, dass diese Familie hinterlassen hat, überhaupt der Wahrheit? Wissenschaftler versuchen nun, das aufzuklären. Um dies zu überprüfen, exhumieren die Forscher Ferdinando de Medici, den „grausamen Großherzog von Florenz“ und Sohn von Cosimo I. Die Spannung ist groß – was werden die Wissenschaftler vorfinden? Sind die Überreste noch gut erhalten oder wurden sie Opfer der Überschwemmungen? Sind die Knochen noch gut genug erhalten?

Die Wissenschaftler haben Glück. Der erste Sarg – der von Ferdinando I. – wird geöffnet. Sein Schädel ist zersägt, da er schon einmal exhumiert wurde. Nun stellt sich die Frage, warum wurden schon einmal Ausgrabungen vorgenommen? Früher wurden nur die Schädel und Knochen vermessen. Doch die Haare, Muskeln und Gewebe wurden einfach weggeworfen. Viele der Toten der Medici waren vorher einbalsamiert, sodass man sehr viele Gewebeproben analysieren hätte können. Leider ist das nun nicht mehr möglich!

Mythos Geschichte

Ferdinando I. war der 3. Großherzog der Toskana. Wie jeder der Familie Medici förderte er die Wissenschaften und die Kunst. Er war der reichste Medici, der je gelebt hat! Bei seiner Hochzeit zogen Elefanten prunkvoll geschmückte Wägen durch die Stadt. Weiters wurde der Palazzo Pitti geflutet, um darin ganze Seeschlachten zu veranstalten!

Ferdinando wurde 60 Jahre alt. Dies war für die damalige Zeit ein hohes Alter. Doch wie hat er wirklich gelebt, und woran ist er gestorben? Das möchten die Wissenschaftler nun herausfinden. Darum nehmen sie die Knochen von Ferdinando Stück für Stück aus dem Sarg und säubern sie. Aber werden die Wissenschaftler trotz der fehlenden Teile, der Haare und Muskulatur etwas finden, was ihnen über Leben und Sterben Aufschluss gibt? Die Reste der Mullbinden werden sorgfältig von dem Skelett entfernt. Mit einer Körpergröße von 1,70 m zählte er damals zu den Riesen! Ferdinando war ein ausgesprochen sportlicher Mann.

Nach welchen Krankheiten sollen die Wissenschaftler nun suchen? Antworten finden sich am ehesten in der historischen Bibliothek von Florenz. Bei den Studien über die Medici werden erste Hinweise auf Krankheiten gefunden, denen moderne Wissenschaftler nachgehen können. Wie nannten die damaligen Ärzte die Krankheiten, an denen die Medici litten oder starben? Und welche Behandlungsmethoden wandten sie an?

Ferdinando hat insgesamt 3 schwere Krankheiten überstanden. Eine davon im jugendlichen Alter von 17 Jahren. Die schwerste Krankheit war vermutlich Malaria, die sich damals in der gesamten Toskana ausgebreitet hatte. Die Wissenschaftler müssen die Aussagen der damaligen Ärzte interpretieren. Dazu müssen sie erstmal recherchieren und alte Aufzeichnungen durchlesen. Auf diese Weise erfahren sie, was die damaligen Ärzte herausfanden. Heute werden viele Krankheiten anders bezeichnet als zu Zeiten der Medici.

Die Blutspur der Medici

Auch Francesco, Ferdinandos älterer Bruder, wird untersucht. Er war vor ihm der Großherzog von Florenz. Die Brüder haben sich gehasst, bis Francesco mit nur 46 Jahren unter mysteriösen Umständen starb. Francesco gilt als schlechter Herrscher. Entscheidungsunfähig, interessiert er sich ausschließlich für seine persönlichen Belange. So begibt er sich politisch in die Abhängigkeit anderer Staaten.

Hasste Ferdinando seinen Bruder deshalb so? Nach Francescos Tod übernimmt er sofort die Regentschaft. Ist er etwa Schuld an Francescos Tod? Francesco hat von seinem Vater ein blühendes Florenz und eine gefestigte Herrschaft geerbt. Aus politischen Gründen musste Francesco eine Habsburgerin heiraten. Jedoch interessierte er sich mehr für die Venezianerin Bianca Capello. Jede Nacht besuchte er Bianca heimlich. Nach dem Tod seiner Frau heiratete er, gegen jede politische Vernunft, die in Florenz verhasste Venezianerin. Ferdinando schäumte vor Wut über die Hochzeit. Trotzdem besucht er die beiden auf deren Landgut an Francescos Todestag. Ist er gekommen, um ihn zu ermorden? Oder hat Bianca ihn erwartet und Kuchen angeboten, in dem sie zuvor Gift gemischt hat? Hat Francesco, der sich dazugesellte, aus Versehen den vergifteten Kuchen gegessen?

Um diese und weitere Fragen zu klären, untersuchen die Wissenschaftler nach und nach 49 Mitglieder der Medici Familie. Wurde Garcia tatsächlich von seinem Vater Cosimo de Medici getötet? Oder verstarb er einfach nur an Malaria? Und warum ist Giovanni, ein weiterer Sohn von Cosimo, so früh verstorben?

Das Video enthüllt viele Geheimnisse und begleitet Wissenschaftler bei ihrer faszinierenden Suche nach Wahrheiten.