Herbert von Karajan, 1938 © Wikipedia
Herbert von Karajan wurde am 5. April 1908 in Salzburg geboren und zählt zu den bekanntesten österreichischen Dirigenten aus dem 20. Jahrhundert. Er kommt aus der damals adeligen Familie von Karajan. Sein Ururgroßvater Georg Karajan (eigentlich Geórgios Ioánnes Karagiánnis) war Eigentümer einer Baumwoll-Handlung im kursächsischen Chemnitz. Dessen Familie wurde 1792 der Reichsadelsstand verliehen. Herberts Urgroßvater Theodor von Karajan wurde sogar in den erblichen österreichischen Ritterstand aufgenommen. Der Vater von Herbert von Karajan arbeitete als Chirurg in Salzburg. Als im Jahre 1919 der Adel aufgehoben wurde, musste auch die Familie von Karajan das vorangestellte ,,von“ ablegen. Da Herbert von Karajan ohne das ,,von“ sich weigerte in Österreich aufzutreten, wurde ihm der Name Herbert von Karajan als Künstlername gewehrt.
Bereits im Alter von vier Jahren nahm er bei Franz Ledwinka Klavierunterricht. Nach der Grundschule ging er an das Mozarteum in Salzburg. Im Jahr 1926 maturierte er am Humanistischen Gymnasium in Salzburg. Danach studierte er bis 1928 für drei Semester Maschinenbau an der Technischen Universität Wien. Überdies studierte er zur selben Zeit Musikwissenschaft an der Universität Wien. Bis 1929 absolvierte er außerdem ein Studium für Klavier und Dirigieren an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst. Seinen ersten öffentlichen Auftritt feierte Karajan mit dem Mozarteumorchester in Salzburg. Infolgedessen wurde er als Probedirigat des Ulmer Stadttheaters eingeladen. Somit wurde Herbert von Karajan bereits 1930 zum ersten Kapellmeister am Theater und Philharmonischen Orchester der Stadt Ulm.
Am 8. April 1933 schloss sich Karajan offiziell der NSDAP an. Im Jahr 1935 wurde er zum jüngsten Generalmusikdirektor Deutschlands am Stadttheater Aachen. Infolgedessen trat er bei etlichen Events der Nationalsozialisten auf. Er dirigierte beispielsweise zu Hitlers Geburtstag eine Tannhäuser-Vorstellung sowie einen Opernabend der KdF. 1938 war er das erste mal Dirigent des Orchesters namens Berliner Philharmoniker. Dieses leitete er danach sogar noch öfters als 1500 Mal. Besonders mit Beethovens Fidelio und Wagners Tristan und Isolde, erlangte Karajan als Dirigent Bekanntheit.
Von fortan nannte man ihn das Wunder von Karajan. So schloss er mit der Deutschen Grammophon Gesellschaft einen Vertrag und wurde zum Dirigenten der Berliner Staatskapelle. Am 20. April 1039 bekam Karajan von den damaligen Führer Adolf Hitler, den Staatskapellmeister-Titel verliehen. Als Karajan bei dem Stück Die Meistersänger von Nürnberg angeblich falsche Einsätze gab beschloss Hitler, dass Karajan niemals die Bayreuther Festspiele dirigieren darf. Da der Oberbefehlshaber Göring allerdings ein großer Bewunderer des Dirigenten war, durfte er zumindest weiterhin die Berliner Staatskapelle leiten.
Überdies führte Karajan Dirigir in Gebieten, welche von der deutschen Wehrmacht besetzt waren. Dazu zählt beispielsweise die französische Hauptstadt Paris. Zu Hitlers Geburtstag führte er am 19. und 20. April 1944 im Théâtre des Champs-Élysées das Orchester von Radio Paris. Als der Zweite Weltkrieg allmählich zu Ende ging, kam er im August 1944 in die sogenannte Gottbegnadeten-Liste der bedeutendsten Dirigenten. Diese Liste umfasste 36 Seiten und wurde von Adolf Hitler und Josef Goebbel verfasst. Darin wurden 1041 Künstler genannt, die dem NS-Regime als wichtig erschienen. Dies bewahrte die Künstler, darunter auch Karajan, vor einem Kriegseinsatz. Sein letztes Debüt gab Herbert von Karajan am 18. Februar 1945 mit der Staatskapelle Berlin. Danach verflüchtigte er sich mit seiner Frau nach Italien. Nach eigenen Aussagen entfloh er einem Einberufungsbefehl zur Kampf-Propaganda-Truppe Südstern.
Die Entnazifizierung erfolgte bei Karajan ohne schriftliche Belege, da er schon ,,genug Leid ertragen musste“ und einzig für die Musik lebte. Sein erstes Konzert nach dem Zweiten Weltkrieg gab er in Wien im Januar 1946. Kurz darauf wurde ihm allerdings von der sowjetischen Besatzungsmacht aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft, ein Berufsverbot erteilt. 1947 wurde dies allerdings bereits wieder aufgehoben. Im Jahr 1948 wurde Karajan zum Ehrenmitglied und Direktor der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gekürt. 1949 wurde er sogar zum Mitglied auf Lebenszeit.
1951 war er zum ersten Mal Dirigent bei den Bayreuther Festspielen und wurde 1955 zum Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Von seinem auf Lebenszeit abgeschlossenen Vertrag, trat er allerdings 1989 zurück. Karajan genügten nämlich die finanzielle Förderung der Stadt sowie seine Kompetenzen nicht. Von 1957 bis 1964 war hatte Karajan die Position des künstlerischen Leiters der Wiener Staatsoper inne. Er trug einen wesentlichen Teil zur Bekanntmachung der Oper bei und beschaffte viele bedeutsame Sänger. Aufgrund mehreren Konflikten legte er sein Amt als Leiter allerdings 1964 endgültig nieder.
Von 1956 bis 1960 war Herbert von Karajan künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele. Doch auch nach Ablauf seines Vertrags trug er weiterhin einen essentiellen Teil an der Programmgestaltung bei. Zum einem als Dirigent, zum anderen als Mitglied des Direktoriums. Im Jahr 1967 gründete er die berühmten Salzburger Osterfestspiele, die schnell zu einem Muss für Musik- und Opernliebhaber wurden. Diese Festspiele leitete er bis zu einem Tod. Darüber hinaus sind daraus die Salzburger Pfingstkonzerte entstanden. Am 12. Mai 1978 wurde Karajan mit der Ehrendoktorwürde der Universität Salzburg lobgepriesen.
Obwohl Herbert von Karajan in den 70er-Jahren immer mehr mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, setzte er seine Tourneen weltweit fort. Mit 300 Millionen verkauften Tonträgern ist und bleibt er einer der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Am Vormittag des 16. Juli 1989 leitete er noch eine Probe zu der Oper von Giuseppe Verdi namens Un ballo in maschera. Nur wenige Stunden später verstarb er an den Folgen eines Herzinfarkts, kurz nach einer Besprechung mit dem damaligen Sony-Chef Norio Ōga.