Mathe im Alltag

Beim Stichwort „Mathematik“ – im Schülerjargon kurz und bündig als „Mathe“ bezeichnet – kräuselt manch einer die Nase bei dem Gedanken an Brüche, Vektoren, Wahrscheinlichkeiten oder Flächen- und Volumenberechnungen von geometrischen Figuren und Körpern. Sicher trifft man an den Schulen auch wissbegierige „Schnellchecker“, die es kaum erwarten können sich im nächsten Mathematikunterricht neue Formeln etc. einzuverleiben und sich der Herausforderung neuer Rechenaufgaben zu stellen.

Doch befragt man den Durchschnittsschüler zur Sinnhaftigkeit des Faches Mathematik, fällt die Antwort eher nüchtern aus. Viele können sich nicht vorstellen, wie sie den Unterrichtsstoff im Alltag verwerten könnten. Die häufig von einem praktischen Kontext losgelösten Rechenaufgaben mögen diesen Eindruck erwecken. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Wer ins Erwachsenenleben bzw. Berufsleben einsteigt, merkt schnell: Mathematik begegnet uns überall!

Als da wären…

Schon allein beim Einkaufen können die vier Grundrechnungsarten Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren oder Dividieren zum Einsatz kommen. Man nehme beispielsweise an, jemand hat 50 Euro bar für den Einkauf zur Verfügung. So addiert man im Kopf automatisch die Preise der Produkte zusammen – automatisch aufrundend (wieder einmal Mathematik!) –, die im Warenkorb landen, um am Ende an der Kasse genügend Geld zur Verfügung zu haben. Oder man kauft für den anstehenden Grillabend Bier: Mit Multiplizieren bzw. Dividieren ist die Menge der Flaschen schnell errechnet, die man mit dem verfügbaren Betrag bezahlen kann.

Auch die Beherrschung der Prozentrechnung bringt Vorteile. Ob beim Preisverhandeln oder beim Rabattmarkenbuch kann man rasch im Kopf errechnen, wieviel Nachlass einem da gerade gewährt wird. Oder man hat einen Gewinn auf seine Geschäftspartner zu den jeweils vereinbarten Anteilen aufzuteilen – mit einer einfachen Prozentrechnung sind die einzelnen Beträge im Nu bekannt.

Bruchrechnen beim Kochen – man denke da nur an die Rezeptangaben! –, Zinsrechnen beim Ankauf von Wertpapieren oder beim Kredit aufnehmen, Rechnungen oder den Lohnzettel kontrollieren, die Vertrautheit mit Gewichten, Längen, Flächen, Volumina – die Kenntnis von Repräsentanten wie eine reguläre Packung Saft hat einen Liter Inhalt oder eine Tafel Schokolade hat zumeist 100 Gramm und so weiter –, die Liste scheint einfach nicht enden zu wollen.

Doch es geht noch weiter: Schätzen, Vergleichen, Ordnen, Karten und Tabellen lesen. Sogar das Kommunizieren fällt viel leichter, wenn man mithilfe mathematischer Begriffe Formen bzw. Gestalten mit zum Beispiel „Rechteck“, „Kegel“ oder auch die Lage zweier Straßen mit „parallel“ und Ähnlichem präzisieren kann.

Wer also die Schule abschließt, schließt noch lange nicht mit Mathematik ab. Schüler, die meinen, mit einem kreativen Beruf „Mathe“ endlich entkommen zu können, sollten sich beispielsweise das Berufsbild Modedesigner zu Gemüte führen: Was auf den ersten Blick wie eine rein kreative Tätigkeit aussieht, entpuppt sich spätestens beim Entwurf und beim Schneidern als extrem mathematiklastig. Ein Modedesigner muss nämlich Bezug auf einen Kubus nehmen und Systeme entwickeln, wie er zweidimensionale Flächen auf einen dreidimensionalen Körper übertragen kann. Bei der Konstruktion von Schnitten ist also unter anderem ein vertrauter Umgang mit Körpern oder etwa Vektoren in der analytischen Geometrie von großer Bedeutung.

Mathematik ist allgegenwärtig und zwar nicht nur in den soeben genannten Rechenprozessen. Wir finden sie in der Malerei, Architektur, Musik und allem voran in der Natur. Kein Wunder, dass die alten Weisen bereits wussten: Der Kosmos spricht Mathematik.