1883 gründen die Brüder Carl und Adolf Vorwerk das Unternehmen Barmer Teppichfabrik Vorwerk & Co. Noch im selben Jahr steigt Adolf Vorwerk aus und sein Bruder Carl übernimmt die Leitung des Unternehmens. Produziert werden zunächst Teppiche und Möbelstoffe, danach kommen auch die dafür notwendigen Webstühle hinzu – vorerst noch auf Basis eines britischen Patents, später wird ein eigenes, verbessertes Patent entwickelt.
Der von Carl Vorwerk bestimmte Nachfolger, sein Sohn Carl Vorwerk jr., übernimmt 1903 den Betrieb, stirbt aber schon nach wenigen Monaten. So übernimmt nach dem Tod des Gründers dessen Schwiegersohn August Mittelsten Scheid die Betriebsleitung als alleiniger persönlich haftender Gesellschafter. Mit seinem Antritt beginnt das Unternehmen erstmals Zahnräder, Getriebe, Automobilachsen sowie elektrische Motoren für Grammophone herzustellen.
Als der Hörfunk in den 1920er Jahren aufkommt, bricht der Umsatz bei Grammophonen ein, was ebenso Vorwerk als Hersteller hart trifft. Als Reaktion auf diesen Wandel hat Vorwerk-Chefingenieur Engelbert Gorissen die Idee, aus dem Grammophon-Motor einen elektrischen Staubsauger zu entwickeln: der erste Kobold erblickt das Licht der Welt.
Im Mai 1930 wird der Kobold „Modell 30“ patentiert. Doch der Absatz bleibt anfangs alles andere als befriedigend. Der relativ günstige Preis des Geräts motiviert die Einzelhändler nicht, um die Vorzüge des Geräts in ihren Geschäften zu demonstrieren. Dafür findet Werner Mittelsten Scheid, der Sohn des Eigentümers, eine geniale Lösung: er importiert das Verkaufskonzept des Direktvertriebs aus den Vereinigten Staaten und setzt es im Unternehmen um. Das Produkt erlebt einen Durchbruch auf dem heimischen Markt. Während zwischen 1930 und 1935 auf diese Weise 100.000 Exemplare des Kobold verkauft werden, explodieren nur innerhalb der nächsten zwei Jahre die Verkaufszahlen und erreichen eine halbe Million.
Vom Erfolg beflügelt, wird 1938 die erste Auslandsgesellschaft – Vorwerk Folletto in Italien – gegründet. In den 1930er Jahren erweitert Vorwerk auch den Kobold um Zubehör.
Auch Vorwerk stellt während des Zweiten Weltkriegs Rüstungsgüter her. Für die Produktion werden Zwangsarbeiter, Ostarbeiter und Zivilarbeit im Stammwerk in Wuppertal, im Werk Wipperfürth als auch in der Zweigniederlassung in Litzmannstadt eingesetzt.
1943 übernehmen Werner und Erich Mittelsten Scheid, die Söhne von August Mittelsten Scheid, die Führung des Betriebs.
Nach erfolgreichem Produktions- sowie Vertriebsaufbau in Deutschland, expandiert Vorwerk nach Kriegsende in andere europäische Länder wie auch nach Übersee. 1949 geht der millionste Kobold über den Ladentisch. In den 1950er Jahren komplettieren Kühlschränke, Waschmaschinen, Wäscheschleudern wie auch Teppichbürsten das Sortiment.
Zur Führung seiner Auslandsgesellschaften etabliert Vorwerk 1961 die Auslandsholding Vorwerk & Co. Diese Tochtergesellschaft wird zehn Jahre später zu Vorwerk International umformiert. 1968 kommt zur wachsenden Vorwerk-Familie die akf Bank zur Absatzfinanzierung hinzu.
Als sich der Umsatz der Marke von 400 Millionen Deutsche Mark nähert, tritt Jörg Mittelsten Scheid, Sohn von Werner Mittelsten Scheid, an die Spitze des Unternehmens. Er hält weiterhin am Direktvertrieb fest, doch er sorgt ebenso für Diversifizierung und Internationalisierung.
1970 gründet Vorwerk die ZEDA-Gesellschaft für Datenverarbeitung und EDV-Beratung und vier Jahre später die Hygienic Service Gebäudereinigung und Umweltpflege GmbH, die ab 1997 zur Hectas Gebäudedienste Stiftung und Co. KG für Facilitymanagement wird. 2011 wird letztere in Vorwerk Facility Management Holding KG umbenannt.
1971 bringt Vorwerk die Küchenmaschine Thermomix auf den Markt. Mit dieser umfasst das Haushaltssortiment des Unternehmens nunmehr 23 Geräte. 1974 werden ebenso Einbauküchen angeboten. 1979 kauft sich Vorwerk mit 98,65%-iger Beteiligung in die Häuserbranche, bei Fischer-Fertighaus sowie bei Clift-Haus, ein.
Das Unternehmen umfasst 1979 die Sparten Elektro, Textil, Fertighaus und Dienstleistungen, mit denen Vorwerk den Gesamtumsatz von über einer Milliarde Deutsche Mark erreicht.
1986 beteiligt sich Vorwerk an der Gründung der Plaxicon Co., einem amerikanischen Produzenten von alkoholresistenten Kunststoff-Flaschen. Den erworbenen Anteil verkauft das Unternehmen zehn Jahre später. Ebenso wird in den 1980er Jahren das Auslandsgeschäft erheblich erhöht: 1980 beträgt der außerhalb Deutschlands gemachte Umsatz 25 Prozent; sieben Jahre danach liegt er bereits bei stolzen 40 Prozent. 1987 kennzeichnet ebenfalls das Ende des Engagements im Fertighausmarkt.
1992 übersteigt der Umsatz zum ersten Mal zwei Milliarden Deutsche Mark. Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wird diese Umsatzgröße noch weiter ausgebaut. Dies ist unter anderem dem west- und osteuropäischen Markt wie auch den zunehmenden Aktivitäten in asiatischen Ländern zu verdanken.
Anfang 2000 steigt Vorwerk beim amerikanischen Kunststoffhersteller Tupperware ein. Das Aktienpaket wird jedoch 2005 wieder veräußert, da Vorwerk bei seinen Versuchen die Kosmetik-Sparte von Tupperware zu übernehmen, scheitert. Dafür gelingt Vorwerk 2004 die Akquisition von Jafra Cosmetics und damit auch der Einstieg in die Kosmetik-Branche. Zudem verstärkt der Kauf von Lux Asia Pacific 2001 die Stellung Vorwerks im Fernen Osten. Schon im Frühjahr 2000 beginnt die Produktion von Staubsaugern in Shanghai.
2006, nach 35 Jahren Unternehmensleitung, tritt Jörg Mittelsten Scheid zurück und übergibt die Führung an Achim Schwanitz und Markus von Blomberg. Erstmals in der Geschichte des Unternehmens sind ausschließlich familienfremde Gesellschafter für die Geschicke des Unternehmens verantwortlich.
2007 erfolgt die Gründung von Vorwerk Ventures, einer Beteiligungsgesellschaft, die junge innovative Unternehmen sowohl finanziell als auch mit ihrem Direktvertriebs-Know-how unterstützt. Im selben Jahr entscheidet sich Vorwerk nach fast 30 Jahren die Produktion wie auch den Vertrieb von Einbauküche in Deutschland gänzlich einzustellen. Dasselbe geschieht zwei Jahre später mit dem Bügelsystem Feelina.
2011 verändert Vorwerk seine Vertriebsstrategie und eröffnet im Dezember den ersten Flagshipstore auf dem Jungfernstieg in Hamburg. In den nachfolgenden Jahren folgen weitere Shops. Das Konzept wird auch um einen Onlineshop erweitert. Der Vertrieb des Kobold wird 2010 außerdem von der Rotation auf Festgebiete umgestellt.
2014 wird der Thermomix zum Bestseller des Unternehmens und bringt Vorwerk 920 Millionen Euro (inkl. USt) ein. Mitte des darauffolgenden Jahres lanciert Vorwerk Twercs. Es handelt sich dabei um einen Satz von Akkuwerkzeugen, welcher vor allem Frauen ansprechen soll.
2016 erreicht Vorwerk einen Gesamtumsatz von über drei Milliarden Euro.
Aktuell setzt Vorwerk auf weiteres Wachstum, deutliche Investitionen in den Ausbau der Produktionsstandorte sowie die Weiterentwicklung des digitalen Angebots. Die Digitalisierung soll gleich auf mehreren Ebenen erfolgen, vor allem auch im Produktionsbereich, wo sie im Bezug auf Prozesse angestrebt wird.
Auch in puncto Forschung setzt sich Vorwerk mit der Bereitstellung von 100 Millionen Euro ein. In den Pressemitteilungen aus dem Jahr 2017 heißt es, das Unternehmen stifte eine Professur an der Hochschule. Der neue Lehrstuhl „Technologie und Management der digitalen Transformation“ soll Konzepte und Methoden zur Weiterentwicklung von Technologie sowie das Management zur Gestaltung der digitalen Transformation erforschen und schließlich implementieren.
Nach 135 Jahren ist die einstige Teppichfabrik zu einer globalen Unternehmensgruppe mit 11.000 Mitarbeitern und 630.000 selbstständigen Beratern in 79 Ländern angewachsen. Nach wie vor setzt Vorwerk auf den Direktvertrieb und lässt deutlich erkennen, dass der direkte Weg zum Kunden stets im Vordergrund der Unternehmensphilosophie steht.