Die Machenschaft der Stasi – alles kontrollieren, alles wissen, alles lenken. Menschen manipulieren und einschüchtern. Es wurden Feindbilder gelehrt, die Grundrechte wurden verletzt und freie Geister als Feinde etikettiert und verfolgt. Dabei war neben einer kompletten Kontrolle des Staates, der Betriebe, Soldaten und Polizisten die Hauptaufgabe der Stasi die Bürger der DDR zu überwachen.
Die DDR, die mit Gleichheit und Solidarität propagierte wies eine gewaltige Kehrseite auf: Die Stasi. Bespitzelung, Unterdrückung, Manipulation und Überwachung standen hier auf dem täglichen Programm. Jeder Bürger, der sich gegen die Regierung auflehnte wurde gnadenlos von der Stasi überwacht und verfolgt. Denn diese stand der SED-Führungsspitze sehr nahe. Vor allem, wenn es darum ging, verdächtige Feindbilder auszuschalten.
Von Anfang an setzte die Staatssicherheit der DDR auf brachiale Gewalt und rasche Verhaftungen. Erst nach einigen Jahren übernahmen Spezialisten dieses Gebiet und zum Vorschein kamen subtilere Methoden. Die Modernisierung der Repressionstechnik wurde durch die neue Politik beschleunigt. Diese Politik besagte den „Wandel durch Annäherung“. Von nun an nahm die Stasi jeden eventuellen Feind der Republik mit einer Kamera genau ins Visier! Film und Fotografie wurden zur mächtigsten Waffe der Dokumentation und Überwachung. Das Ministerium für Staatssicherheit häufte bis zum Ende der DDR eine enorme Bilderflut auf. Dabei kamen über 1,4 Millionen Fotos, Dias und Negative und 3.800 Videos zu Tage, allesamt im Dienste der Bekämpfung der Staatsfeinde.
Die Mitarbeiter der Stasi bespitzelten mögliche Staatsfeinde, ohne auf Menschenrechte oder Persönlichkeitsrechte einzugehen. Dabei überwachten sie Systemkritiker indem Sie ihre Post öffneten, ihre Telefongespräche abhörten und sich unerlaubt Zutritt in deren Wohnung verschafften. Auf diese Weise versuchten sie, jede Kleinigkeit über das Leben der verdächtigen Personen zu erfahren. Weiters verbreitete die Stasi Gerüchte über den Betroffenen, um auch Freunde, Kollegen und die Familie zu belasten. So erzählte die Stasi zum Beispiel, dass der Verdächtige Alkoholiker ist oder homosexuell sei.
Waren auch diese Handlungen wirkungslos, war die Stasi auch bereit Gewalt anzuwenden. Dabei beschädigten sie deren Eigentum oder misshandelten den Betroffenen selbst körperlich. All diese Maßnahmen dienten dem Zweck, Systemkritiker klein zu halten und einzuschüchtern.
Die DDR stattete die Agenten der Stasi mit den besten technischen Hilfsmitteln aus. Niemals sonst wurde so viel getäuscht, getrickst und bespitzelt wie in dieser Zeit. Es herrschte ein reges Wettrüsten der Geheimdienste und es wurde an den raffiniertesten Überwachungsmethoden gefeilt. Das Ergebnis waren Abhörinstrumente sowie Folterinstrumente und Mordwaffen für die Agenten der DDR.
Die Überwachung der MfS war beinahe grenzenlos. Ein beeindruckendes Beispiel ist das Dossier über Robert Havemann. Hierbei handelt es sich um das größte Dossier, das die Stasi jemals angelegt hat. Robert Havemann galt als Ziehvater der Opposition und stand bereits seit dem 60er Jahren unter strenger Beobachtung. Der Physiker und DDR-Regimekritiker Havemann war als Staatsfeind Nummer 1 bekannt. Dieser avancierte zu einem sehr gefährlichen ideologischen Gegner des Staatschefs der DDR. Die Folgen waren Berufsverbot, Verfolgung, Überwachung und Hausarrest. Auch Künstler, die sich nicht einschüchtern ließen, wie Wolf Biermann und Bürgerrechtler wie Ulrike Poppe oder Roland Jahn standen stets unter Beobachtung der Stasi.
Insgesamt zwei MfS-Abteilungen waren für die Überwachung einer privaten Wohnung zuständig. Die erste Abteilung übernahm den Einbau und das Abhören von Wanzen. Zur sogenannten „konspirativen Durchsuchung“ kam die zweite Abteilung – die eigentliche Hauptabteilung – zum Einsatz. Beide Abteilungen unterstanden jedoch dem MfS Apparat. Häufig stammten die Durchsuchungs- und Überwachungsaufträge von der Spionageabwehr, jedoch konnte auch jede andere Abteilung die Menschenrechtsverletzungen im privaten Bereich in Auftrag geben.
Diese sogenannten konspirative Durchsuchungen in Privatwohnungen waren aufwändige Angelegenheiten. So musste akribisch genau festgestellt werden, dass kein Bewohner oder Nachbar etwas von diesem illegalen Wohnungseinbruch mitbekam. Aus diesem Grund kam diese geheimpolizeiliche Maßnahme nur in besonderen Fällen zum Einsatz und war nicht an der Tagesordnung.
Bei einer solchen Wohnungsdurchsuchung öffnete ein Spezialist der Stasi mit einem illegalen Zweitschlüssel die Wohnungstür oder brach diese auf, ohne dabei sichtbare Spuren zu hinterlassen. Dabei benötigten die Stasi-Agenten im Schnitt 3 – 4 Stunden für ihren Einsatz. In einem solchen Eingriff untersuchten sie jeden Winkel der Wohnung und dokumentierte alles mit einer Kamera. Das Hauptaugenmerk lag dabei bei Briefen, Fotografien und persönlichen Notizen. Nach erfolgreicher Untersuchung verfassten die Geheimagenten einen Abschlussbericht. Darin hielten sie nicht nur strafrechtliche Aspekte fest, sondern auch jedes noch so kleine private Detail.
Das MfS machte auch nicht halt davor, die Kirche als Schutzraum der Freigeister und Subkulturen akribisch in Wort und Bild zu bedrängen und aufzuklären. Außerdem folgte eine hysterische und unerbittliche Verfolgung gegen die westlichen Militärverbindungen, die regelmäßig durch die DDR missionierten.
Ein weiteres Problem für die MfS waren die Transitstrecken und der teilweise durchlässige Schutzwall. Diese galten als großes Sicherheitsrisiko und auch mögliche Fluchtwege. Hier kamen die Kameras besonders häufig zum Einsatz: Entlang der Grenze wurde pausenlos gefilmt und fotografiert. Auf diese Weise wurde jede Flucht bzw. auch jeder misslungene Fluchtversuch sowie jede politische Zusammenkunft dokumentiert.
Auch die Züge der Deutschen Reichsbahn, die zu DDR-Zeiten durchs Land fuhren, waren ein Sicherheitsrisiko für das MfS. Denn täglich fuhren zwei Dutzend Züge im Ost-West-Verkehr. Dabei wurden einige dieser Reisezüge, die zwischen der DDR und der Bundesrepublik verkehrten, besonders überwacht. Aus Angst vor Spionage, Schmuggel und Flucht machte die Stasi nicht halt davor, die Toiletten in den Waggons mit Hilfe einer Kamera zu überwachen.