Einer der 400 Bahnhöfe, in denen die Trans-Sibirien hält.
Die Transsibirische Eisenbahn, kurz ebenso Transsib oder aus dem Russischen transkribiert Transsibirskaja magistral genannt, ist mit beachtlichen 9288 km die längste Eisenbahnstrecke der Welt. Sie verläuft zwischen Moskau und Wladiwostok am Pazifik und durchquert dabei 400 Bahnhöfe. Betrieben wird sie von der staatlichen Russischen Eisenbahngesellschaft.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war den Russen der Transport sibirischer Reichtümer mit Pferdefuhrwerken und Lastkähnen zu mühsam geworden. Darum begann man in den 1870er Jahren mit den Planungen für eine Eisenbahnstrecke durch ganz Sibirien. Vom Finanzminister Iwan Alexejewitsch Wyschnegradski war zunächst der Bau von Inselbetrieben angedacht, doch auf Anraten des in der Eisenbahnwirtschaft erfahrenen Verkehrsministers Sergei Juljewitsch Witte, entschied sich Zar Alexander III. für eine durchgehende Bahnstrecke.
Trans-Sibirien sollte Russland einen leichteren Zugang zum chinesischen Markt eröffnen, den chinesischen Teehandel wiederbeleben wie auch den Transport sibirischen Getreides nach Russisch-Mittelasien sowie den europäischen Teil Russlands erleichtern. Zudem erwartete man, dass die sibirische Wirtschaft dadurch angekurbelt und ausländische Investitionen angelockt würden.
Da das Investitionsvolumen anfangs auf 325 Millionen Rubel geschätzt wurde, war es notwendig Anleihen im Ausland aufzunehmen. Insbesondere Belgien und Frankreich zeigten sich hierbei sehr hilfsbereit. Für den Bau wurden sowohl einheimisches Material wie auch russische Geräte verwendet, wodurch die einheimische Produktion an Holz, Zement, Kies, Stahl und Eisen enormen Aufschwung erfuhr. Ein Drittel der russischen Roheisen-Jahresproduktion entfiel auf die Errichtung der Trans-Sibirien. Die endgültigen Kosten sprengten jedoch mit mehr als einer Milliarde Rubel das prognostizierte Investitionsvolumen.
Das extreme Klima – Bodenfrost bis in den Juni hinein und bis zu -50 °C im Winter – erforderte ein zügiges Arbeiten. Aufgrunddessen wurden die Brücken vorerst aus Holz und erst danach aus Stahl oder Stein errichtet. Man verzichtete auf den Tunnelbau zugunsten enger Bögen und starker Neigungen, weshalb Trans-Sibirien stellenweise nur 20 km/h an Höchstgeschwindigkeit erreichen konnte.
An den Baustellen, die weiter im Osten lagen, arbeiteten Saisonarbeiter aus China, Japan und Korea. Lediglich 29 Prozent der Arbeitskräfte stammten aus Sibirien. Für den Brückenbau wurde eine große Anzahl an Steinmetzen aus Italien engagiert. Insgesamt waren an den verschiedenen Streckenabschnitten zeitgleich bis zu 90.000 Arbeiter beschäftigt.
Wie erwartet, wirkte sich die Transsibirische Eisenbahn positiv auf die Wirtschaft des Gebietes aus. Auslandsinvestitionen flossen in den Handel, Bergbau, Fabriken und Eisenbahnen. Ferner wurden Konsulate und Außenhandelsbüros in Wladiwostok errichtet, und es wurde mit Lebensmitteln, Kohle und Holz gehandelt.
Des Weiteren löste der wirtschaftliche Aufschwung auch eine Zuwanderungswelle aus. Während bei Baubeginn 1891 die sibirische Bevölkerung rund fünf Millionen Einwohner zählte, siedelten sich allein zwischen 1903 und 1914 rund vier Millionen Bauern entlang der Strecke an. Da die Immigration im Interesse des Staates lag, war der Fahrpreis für Zuwanderer sehr günstig.
Über 7000 km führt die Strecke von West nach Ost. Von Nord nach Süd kommen zusätzliche 1400 km hinzu. Die Landschaft ist vorwiegend durch die Taiga geprägt. Im Ural, bei Kilometer 1777, signalisiert ein Obelisk den Kontinentalwechsel von Europa nach Asien. Um die Stadt Petropawlowsk durchquert ein wichtiger Parallelzweig zur Hauptstrecke auf einem circa 180 km langen Abschnitt Kasachstan.
Die Trans-Sibirien passiert 16 Flüsse, deckt eine Distanz von 207 km entlang des Baikalsees sowie 39 km entlang der Amurbucht ab.
Güterzug unterwegs nach China
Dank der Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn wird seit 2010 die Transsibirische Eisenbahn für den Gütertransport zwischen China und Europa genutzt. Außerdem fährt für BMW seit Ende November 2011 täglich ein Zug des Trans-Eurasia-Express vom Werk Leipzig nach Shenyang.
Im Oktober 2014 haben die chinesische und russische Regierung ein Memorandum unterzeichnet, welches den Neubau einer circa 7000 km langen Schnellzugstrecke vorsieht. Die Reise von Moskau nach Peking soll dadurch von sechs Tagen auf unter zwei Tage verkürzt werden.